Tiere helfen heilen
Kaninchen und Hunde zu Besuch in Altersheimen und sogar im Krankenhaus, Pferde und Delfine als Therapeuten bei schwerbehinderten Kindern und Schwerstkranken – ein Therapieansatz setzt sich langsam durch. Etwa seit Anfang der 60er Jahre wird die Therapie mit Tieren wissenschaftlich erforscht, doch schon viel früher hat man Tiere herangezogen, um die Gesundheit von Menschen positiv zu beeinflussen.
Ganz langsam und vorsichtig berührt Klara M., 82, die Golden Retriever Hündin Senta am Kopf, streichelt das seidige Fell – und lächelt zum ersten Mal seit Monaten. Klara M. wohnt in einem Altersheim, wo Tierbesuche gezielt zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden. Der Verein «Tiere helfen Menschen e.V.» hat dieses Besuchsprogramm organisiert. Die Initiative hat inzwischen zahlreiche Kontakte zu Menschen in ganz Deutschland hergestellt, die solche Hundebesuchsgruppen organisieren.
Manche Einrichtungen wie das Seniorenzentrum Margarethenhöhe des Diakoniewerkes Essen hat eine eigene Hauskatze, die bewusst in der Altenpflege eingesetzt wird. Und in anderen Altersheimen dürfen Bewohner sogar ein eigenes Tier halten, wenn nicht medizinische Gründe wie Allergien dagegen sprechen.
Szenenwechsel: Im anthroposophischen Gemeinschaftskrankenhaus in Herdecke (NRW) werden Schafe auf der klinikeigenen Wiese von Patienten gehütet und gepflegt, die tagsüber nicht das Bett hüten müssen. Männer und Frauen, die an Multipler Sklerose leiden, sitzen auf Pferden – Hippotherapie heißt diese Form der Krankengymnastik, bei der nicht nur Nerven, Muskeln und Gelenke, sondern auch verstärkt die Emotionen angesprochen werden. In Herdecke bekommen schwerstkranke Kinder mit chronischen Krankheiten den Kontakt zu Pferden als «seelische Medizin» sogar verordnet.
Etwa seit Anfang der 60er Jahre wird die Therapie mit Tieren wissenschaftlich erforscht, doch schon viel früher hat man Tiere herangezogen, um die Gesundheit von Menschen positiv zu beeinflussen. Ein berühmtes Beispiel ist «York Retreat» in England, 1792 von William Tuke gegründet. Eine Einrichtung für Geisteskranke, die Gärten pflegen und kleine Tiere halten durften. In Deutschland wurden im 19. Jh. Tiere im Epileptiker-Zentrum in Bethel bewusst eingesetzt – zur Beruhigung und Beschäftigung der dort untergebrachten Patienten.
Die aktuellen Beispiele sind zahlreich: Im «Qualitätshandbuch Leben mit Demenz» des Kuratoriums Deutsche Altershilfe schafft es ein Hund, «Türen zu öffnen» zu Demenzkranken in Pflegeheimen, die kaum noch auf Menschen reagieren. Speziell ausgebildete Hunde helfen Behinderten, ihr Leben autonom zu meistern. Verhaltensgestörte Kinder entwickeln Selbstbewusstsein im Umgang mit Vierbeinern und lernen, Kontaktängste abzubauen.
(www.gesundheit.de, 24.05.2004)