Lange genug

Eine ältere Frau wünschte sich schon seit langer Zeit eine Katze.

Bei ihr wurde vor vier Jahren ein Lungentumor entfernt. Damals riet man ihr ab, eine Katze anzuschaffen, da man ihre Lebenserwartung nicht einschätzen könne. Sie bekam ein Aquarium, das sie mit Hingabe pflegte, der Wunsch nach einer Katze blieb aber. Vor kurzer Zeit betonte sie diesen wieder einmal mit der Aussage, dass sie ja nun lange «ausgehalten» habe und gesund genug sei, sie wolle endlich ihre Katze haben.

Zum Glück hatte sie eine Sozialarbeiterin, die sich daraufhin informierte und auf mich stieß. Die Dame bekam über meine Vermittlung eine alte Katze, die sozusagen in Dauerpflege bei ihr ist. Wenn «etwas sein sollte», kann die Katze zurück, ist also versorgt. Wenn Frauchen kurz ins Krankenhaus muss, wird die Katze von Nachbarn versorgt. Beide passen sehr gut zusammen.

Nach einem Monat glücklichen Zusammenlebens riet der Hausarzt der Dame, die Katze in jedem Fall abzuschaffen, die Lunge sei doch schon so belastet. Das Rauchen hatte er ihr bis dato nicht verboten!!!! Von einer Katzenallergie oder Verbot von Tierkontakten war bis dahin keine Rede gewesen.

Frauchen war entsetzt, erschüttert und verzweifelt, woraufhin ich sie zu ihrer Lungenspezialistin geschickt habe. Diese hat zum Glück das «Risiko» der Belastung durch Tierhaare und (psychosozialen- wie physischen Gesundheits-) Wert der Katzenhaltung gegeneinander abgewogen und unbedingt FÜR das glückliche Paar plädiert. Solch umsichtige Ärzte wünschen wir uns!