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Die erste Woche mit den Ziegen

Nachdem ich die Ziegenbabies schon viermal besucht hatte, konnte ich sie am Montag endlich mitnehmen. Es ist also jetzt das Alttier mit seinem Jungen und zwei Flaschenkinder. Die Namen sind zwar gewählt aber noch nicht vergeben, also kann ich sie noch nicht beim Namen nennen. In der Hundebox und in einem großen Karton haben sie die Reise gut überstanden. Sie kamen, sahen den schönen Stall und das große Gehege und taten so, als wären sie schon immer da gewesen! Die Mutterziege ist jetzt Chefin und füllt diese Rolle gut aus. Sie war ja nicht handzahm, nimmt zwar Leckerli aus der Hand, aber Streicheln findet sie nicht so spannend. Sie schaut aber immer sehr genau zu, wenn wir was mit den Kleinen machen und holt sich ihre Leckereien ab.

Die kleinen Flaschenkinder sind nach wie vor sehr menschenbezogen und lassen alles mit sich machen. Nur wir Menschen, wir lassen nicht mehr alles mit uns machen, d.h. ich habe vom ersten Tag an jedes Anspringen oder gar auf-den-Schoss-springen streng unterbunden, ihnen einen Tuff gegeben und siehe da, nach ein paar Tagen schon hat das rapide abgenommen. Ich nehme sie allerdings weiterhin ab und zu auf den Arm. Das sollen sie nicht verlernen denn es ist nützlich, wenn eine Ziege auch im Erwachsenenalter keine Panik bekommt, wenn sie mal irgendwohin getragen werden muss!! Die Alte hatte sich unglaublich aufgeführt, als wir sie zum Gehege getragen haben, das muss ja nicht sein…

Das Konzept, sie auf einen Tisch zu locken, wie ich auch mit den Hunden arbeite, hat sich voll bewährt. So fahren wir die Rollstühle an den Tisch, auf den sie mithilfe von Stufen heraufklettern können und dort werden alle drei gestreichelt und gefüttert. Sie wissen schon, wenn Menschen kommen, sollten wir dahin gehen, da passiert immer was… Der Tisch steht vor dem Fenster des Stalles, innen steht auch einer. Im Laufe des Jahres werden wir noch schöne Podeste mit Treppen bauen, aber im Moment ist es ein einfacher Biertisch, der tuts auch. Die Mutter steht dann drin auf dem Tisch, schaut sich alles genau an und passt auf, meckert ab und zu ihrem Kleinen zu und die kleinen sind draußen bei uns. Auch das ängstlichere, nicht-Flaschenkind findet mittlerweile spannender, was wir machen, als bei der Mama zu bleiben, ich habe also gute Hoffnung, sie auch zahm zu bekommen. Sie lässt sich schon streicheln, auch wenn sie noch schreckhafter ist. Wenn ihre Mutter nach dem Absetzen zurück zum Bauern geht, wird das sicher noch besser werden.

Das Ziel, Leute aus dem Haus zu locken, haben wir schon in der ersten Woche, sogar an den ersten, noch etwas nassen Tagen erreicht. Zum Teil sind bis zu 15 Leute im Gehege und sitzen da, schauen zu, unterhalten sich oder sind zum Teil direkt mit den Tieren befasst. Besucher haben mit ihren Angehörigen einen weiteren Grund zu Spazieren gehen und ein Thema, das sie beschäftigt. Bewohner sprechen Pfleger an, um zu den Tieren gebracht zu werden. Wir denken, dass der Reiz des Neuen zwar etwas verfliegen wird, aber „mal die Ziegen besuchen“ immer interessant bleiben wird.

Das zweite Ziel, Bewohner wirklich mit Tätigkeiten einzubinden, müssen wir langsamer angehen. Es gibt bei den wenigen Tieren garnicht so viel zu fegen und zu misten, insofern reicht eine halbe Stunde am Tag an „Arbeit“. Die großen Mistaktionen, die wir machen werden, wenn die Strohmatte im Stall abgetragen wird, ist eher für die Arbeiter des Hauses als für die Bewohner bestimmt.

Ich habe aber schon beobachtet, dass demente Bewohner einfach das (von mir bewusst platzierte) „herumstehende“ Werkzeug wie Eimer, Schubkarre, Rechen, Handfeger und Besen nehmen und sich betätigen, ohne viel Stimulation. Darauf hatten wir gesetzt, nämlich dass die Umgebung und die Gegenstände die Leute stimulieren, etwas zu tun, selbstbestimmt und von offensichtlichem Nutzen! Weiterhin schneiden Bewohner auf dem Wohnbereich mit ihren Betreuern Möhren und Äpfel klein, um dann gemeinsam zu den Ziegen zu gehen und sie selbst zu verfüttern, das wurde schon vielfach getan.

Der Bewohner, der die Flaschen gibt, ist natürlich am meisten eingebunden und wir sind heilfroh, dass das so gut klappt mit unserem Doppelflaschenhalter (Siehe Fotos). Herr Sch. Könnte nicht mit Flaschenwärmern und Mikrowelle u.ä. herum hantieren, daher stellt er die gefüllten Flaschen einfach auf die Heizung im Badezimmer, die er erreichen kann und so wird die Milch auch lauwarm. Ohne ihn, also ohne die Flaschenfütterung am Wochenende sicher gestellt zu haben, hätten wir die Tiere nicht so jung zu uns holen können. Ich wollte die Ziegen aber möglichst jung zu uns holen aus mehreren Gründen: Erstens ist es einfach zu herzig, die kleinen aufwachsen zu sehen, zweitens wollte ich sie möglichst früh so erziehen, dass es für uns passt und drittens fällt ihnen die Gewöhnung sicher leichter, je jünger sie sind.

Ich werde oft gefragt, wann ich denn mit dem »Training« der Kleinen anfangen würde. Ich habe eigentlich nicht vor, viele Kunststückchen zu üben. Die Tiere sollen vor allem menschenbezogen sein, sich streicheln und füttern lassen und sich bürsten lassen. Das Bürsten habe ich nach ein paar Tagen angefangen und es scheint ihnen angenehm zu sein. Es ist bekannt, dass Ziegen sich gerne kratzen und daher mögen sie das Bürsten mit einer groben Bürste gerne. Ich habe zweiseitige Bürsten mit Stiel im Pferdebedarf besorgt, die die Bewohner gut halten können. Vielleicht üben wir noch, an der Leine spazieren zu gehen. Allerdings habe ich Bedenken, dass die Tiere dann noch lieber ausbrechen möchten, wenn sie den Park ums Gehege herum kennen lernen. Und ich muss ja alles vor allem darauf ausrichten, Komplikationen zu vermeiden. Das Gehege ist bei Weitem groß genug für die Tiere insofern ist das nicht unbedingt nötig. Ich möchte den Tieren aber beibringen, auf einen Hinweis, Lockruf bzw. ein Leckerli in der Hand über Hindernisse zu gehen oder auf etwas drauf zu springen, einfach um sie lenken zu können. Aber da die Kleinen noch kaum Kraftfutter fressen dürfen kann ich damit erst später beginnen. Im Moment erleben sie, dass es spannend ist, mit uns zusammen Bänke oder Tische zu erklimmen und dass Menschen gut zu ihnen sind. Ich möchte nächste Woche noch den Test machen, ihnen einen großen Ball ins Gehe zu bringen und sehen, ob sie damit gerne spielen. Es wäre schön, wenn man irgendwelche Formen von Spiel über das Jugendalter hinweg aufrecht erhalten könnte- eben vielleicht durch solches Training mit Dingen, die sich stoßen lassen. Das wäre dann später kein Spiel mehr, so wie jetzt für die Kleinen sondern eben eine Übung. Im großen und ganzen aber möchte ich das ganze nicht zu Zirkusnummern ausbauen, sondern möglichst beim natürlichen Verhalten und artgerechtem »Material« der Tiere bleiben und schon gar nicht mit allzu viel buntem Gerät dort arbeiten wie einem Stofftunnel oder ähnlichem.

So, danke für das Interesse, ich werde weiter berichten!
Lieben Gruß
Anette und die Zicken ;-)